Gudrun Kauck: Ian Jon Bourg, Kevin Tarte, Esslingen Webergasse Open Air

 

 

 

Musical Mile Webergasse

 

Open Air in Esslingen am 10. Juli 2005

 

 

 

Ein sehr persönlicher Bericht

- nur für gute Nerven -

 

Als wir in Esslingen ankamen, waren eine Menge Leute damit beschäftigt, den Marktplatz für die Musical-Gala am Abend herzurichten. Absperrungen wurden aufgestellt, ein riesiges Zeltdach, das an einem Autokran hing, wurde errichtet, die Bühne aufgebaut und Stühle für die Zuschauer aufgestellt. Es herrschte reges Treiben.

Wir hatten noch genügend Zeit, um den Tag langsam angehen zu lassen. Zuerst suchten wir uns ein Lokal, um gemütlich zu Mittag zu essen. Danach wollten wir uns noch in der Stadt ein bisschen umsehen und auch mal auf die Burg hinaufklettern.

Der Weg auf die Burg, die eigentlich nur ein Teil der erhaltenen Stadtmauer und gar keine richtige Burg ist, stellte sich als schwieriger heraus wie vermutet. Es war schwül und die Sonne schien verdeckt, aber nicht minder kräftig, durch die Wolken. Dass eine einzelne Treppe aber auch so viele Stufen haben kann!!! Der Ausblick von ganz oben belohnte uns aber für die Mühen, deshalb blieben wir auch eine ganze Weile da oben.

Um dann nicht doch noch etwas zu verpassen, stiegen wir die vielen Stufen auch wieder hinunter – was natürlich viel leichter war, aber noch mal bewusst machte, wie hoch wir gestiegen waren. In der Stadt und speziell auf dem Marktplatz waren inzwischen viele Leute unterwegs. Man konnte auch schon den Soundcheck hören, der auf der Bühne stattfand. Inzwischen war auch alles abgesperrt.

 

Zu einem kalten Getränk reichte die Zeit dann noch aus, ehe wir zu sechst  weiterzogen in die Webergasse. Ehe das Konzert beginnen würde, gab es  noch eine Autogrammstunde mit den vier Künstlern, die am Abend auch auf der Bühne stehen würden: Ian Jon Bourg, Kevin Tarte, Isabel Dörfler und Jessica Roggemann. Die Geschäfte in der Webergasse hatten dazu ihre Pforten geöffnet. Jedes der Geschäfte hatte sich einem Musical-Thema gewidmet: Phantom der Oper, Mamma Mia, Tanz der Vampire usw. Man hatte sich wirklich viel Mühe gegeben, aber durch das inzwischen wirklich schöne Wetter, gingen die Leute lieber flanieren als einkaufen.

Die „Musicalfriends Stuttgart“ hatten sich noch etwas Besonderes einfallen lassen. Einige Mitglieder waren in den Musicals entsprechende Kostüme geschlüpft und bildeten einen schönen Blickfang. Immer wieder wurden Fotos gemacht oder staunend geguckt.

Obwohl wir sicher schon einige Autogramme von Kevin und Ian haben, haben wir uns doch wieder in die langen Schlangen gestellt, um noch ein weiteres zu holen – und auch gleich noch ein wenig Glück für das kommende Konzert zu wünschen.

 

Es war dann auch langsam an der Zeit, mal zu gucken, wo der Eingang zum Marktplatz war. Wir hatten ja reservierte Plätze zugesichert bekommen, deshalb machten wir uns auch keine großen Sorgen darum, wo wir sitzen würden.

Als es dann endlich soweit war und der Zugang geöffnet wurde, waren wir immer noch ruhig, ließen auch mal jemandem vor – wir würden ja unsere Plätze haben. Dass bei so einer Organisation gewöhnlich alles schief laufen würde, hätte ich aber auch Erfahrung schon wissen müssen – was schief laufen kann, läuft schief. Ehe wir überhaupt richtig gucken konnten, wo die reservierten Plätze waren, waren die schon besetzt. Auch Nachfragen bei der sehr netten Frau Buschmann nützte nichts. Entweder man hatte unsere Plätze nicht reserviert oder es hatten sich andere ganz dreist draufgesetzt und den Zettel abgemacht. Wir hatten keine Plätze und durften dann in der vorletzten Reihe sitzen – zwischen lauter Leuten, die nicht wegen der Musik sondern wegen der Unterhaltung gekommen waren. Wirklich kein Vergnügen – aber noch wollte ich mir den Tag und vor allem das Konzert nicht verderben lassen.

 

Um 18.00 Uhr sollte es losgehen – Einlass war um 17.00 Uhr. Pünktlich um 17.30 Uhr wurde der Himmel schwarz und schwärzer und es ging ein heftiger Gewitterregen nieder. Das große Zeltdach hatte alle Mühe, den Wassermassen standzuhalten und es tropfte auch stellenweise heftig runter. Der Regen dauerte und dauerte – es wurde hell – es wurde wieder dunkel und der Regen immer stärker. Über eine Stunde schüttete es wie aus Kübeln. Das Zeltdach hielt dem Regen nicht mehr Stand und überall wurden Schirme aufgespannt und Regenjacken rausgekramt. Als es dann nach über einer Stunde Verspätung ein wenig nachließ, wurde mit dem Musik-Programm begonnen.

 

Vier Musiker spielten auf der Bühne und begleiteten die live singenden Künstler. Kevin betrat zuerst die Bühne, begrüßte und bedauerte die armen Zuschauer, aber dann fing das eigentlich Programm an.

This ist the moment“ aus Jekyll & Hide war das Lied, das Kevin gesungen hat. Er hat es gut gesungen, war auch gut bei Stimme – alle Achtung!

Es folgte Isabel Dörfler. Sie war der lustige Kontrast zu den sonst eher ernsten Vorträgen an diesem Abend. Diese Lieder aus den Uralt-Musicals sind halt nicht so meine Welt. „So long that time“ war der Titel dieses Liedes – ich kannte es nicht.

 

Bei den beiden Damen muss ich mich an der Stelle entschuldigen – ich habe ihnen leider nicht so viel Beachtung geschenkt wie den Herren, deshalb werden sie in diesem Bericht auch immer nur kurz erwähnt.

 

Kevin kam dann wieder auf der Bühne um zusammen mit Jessie Roggemann „Tonight“ aus West Side Story zu singen. Ich sag ja nichts, ich sag ja nichts – sie haben gut gesungen, aber hätten sie nicht was anderes singen können?

 

Und dann kam, warum ich eigentlich nach Esslingen gekommen war – Ian. Und er wirkte ziemlich nervös – trotzdem animierte er zuerst das Publikum mit ihm zusammen „I’m singing in the rain“ zu singen – und der Regen prasselte dazu auf’s Dach.

Er machte dann eine kurze Ansage, was er singen würde – auch neu für mich, dass er mal was sagt. Das Lied war dann allerdings sehr heftig – zum ersten Mal nach über einem Jahr krankheitsbedingter Pause auf einer öffentlichen Bühne und dann gleich so ein schweres Stück zu singen, das man eigentlich nie in einem Konzert zu hören bekommt – „Heaven on their minds“ aus Jesus Christ Superstar. Klasse Leistung – allerdings hört man es wirklich erst wie gut es gesungen ist, wenn man sich Zeit nimmt, es mehrmals zu hören.

 

Jessie Roggemann sang ihre Titel wirklich sehr gut und auch ihre Stimme war angenehm und nicht so schrill, wie wir es auch schon erlebt haben. „Ich gehör nur mir“ aus Elisabeth – das Lied mit dem schrillen Ton am Ende – hat sie wirklich gut gesungen.

Danach kam dann wieder Isabel Dörfler mit „Liebe ganz allein“. Danach gleich noch mal Jessie Roggemann, die zuletzt in Köln bei Jekyll & Hide engagiert war. Sie sang ihr Lieblingslied aus dem Stück: „Schafft die Männer ran“. Die Ansage war etwas unglücklich formuliert und klang so, als wäre dieses Lied ihr Motto.

 

Es kam dann wieder Ian auf die Bühne mit einem Lied, das hier anscheinend noch niemand kannte.  Von Ian hatte ich es bisher noch nie gehört und ich war auch überrascht, dass er dieses Lied ausgewählt hat: „Anthem“ aus dem Musical Chess.

Was soll ich sagen? Er hat es schön gesungen und da ich ja den direkten Vergleich habe, muss ich sagen, dass ich nicht weiß, für wen ich mich entscheiden würde – John oder Ian. Doch, hat er sehr schön und mit viel Gefühl gesungen.

 

Kevin sang danach mit Isabel das Duett „Written in the Stars“ aus Aida. Auch sehr gut vorgetragen und beide mit starken Stimmen. So kann auch ein „Schlager“ gut klingen – und man sah, dass auch Isabel mehr als diese seichten Lieder singen kann. Isabel blieb auf der Bühne und sang auf Wunsch von Kevin das Lied „Stefan“.

 

Der Übergang zum nächsten Lied wurde auch von Isabel gemacht. Ian betrat dann auch die Bühne, aber er winkte Isabel gleich zu, dass sie doch dableiben möge. Zusammen haben sie dann „Beauty and the Beast“ gesungen – in Englisch.

 

Nach einer Pause kamen dann die Schüler der Esslinger Realschule auf die Bühne, die einige Lieder eingeübt hatten. Gleich bei dem ersten Lied bekamen sie professionelle Unterstützung. Ian in weißem – wie soll ich das nennen? – Kasack mit Hose, Sandalen und buntem Tuch über die Schulter lief vor der Bühne herum und sang mit den Kindern zusammen den „Ewigen Kreis“ aus König der Löwen. Klang wirklich toll und war einmal ganz etwas anderes – jedenfalls kannten wir alle Ian so noch nicht.

Die Kinder sangen dann noch einige Lieder alleine – man merkte, wie viel Spaß sie daran hatten. Wirklich sehr gut vorgetragen!

 

Und gleich wieder ein Highlight – „Totale Finsternis“. Ian und Jessie sangen das Lied zusammen – und das klang endlich wieder einmal so, wie wir uns das immer wünschen. Einen Gag hatte er sich auch ausgedacht! Ja, auch das kann er J. Anstatt dieses angedeuteten Bisses zum Ende des Liedes hauchte Ian nur einen ganz zarten Kuss auf die Wange von Jessie. Blanker Neid blitzte überall im Zuschauerraum auf. Da hätte jede Zuschauerin mit Jessie tauschen mögen.

 

Gleich danach kam Kevin wieder auf die Bühne und sang – besser gesagt, er wollte singen – die „Unstillbare Gier“. Was schief gehen konnte, ging ihm nun schief. Zuerst wollte das Mikro nicht – er probierte und schaltete und guckte, dann ging es endlich. Und dann war er mitten im Lied als das Mikro ganz ausfiel. Ganz Profi meisterte er aber auch diese Panne. Er nahm ein anderes Mikro, machte einen Scherz („Grün ist ja auch mal ganz schön“) und sang an der Stelle weiter, wo er aufgehört hatte.

Für mich erstaunlich, dass er trotz Unterbrechung das Lied so gut weitergesungen hat und auch die Stimmung wieder aufkam, die ja dazu gehört. Er hat es wirklich gut gesungen – kann man wirklich nicht anders sagen. Der Beifall war dann auch unglaublich – es kreischte und klatschte und wollte nicht mehr aufhören.

 

Entsprechend schwierig war es dann für Ian, der nach Kevins Abgang auf die Bühne kam. Er meinte dann auch nur: „Also wie folgt man das….“ Er sang dann ein Lied, das wir auch schon mehr als genug gehört haben: „Can you feel the love tonight“. Wie er es dann allerdings gesungen hat, war schon sehr gut – doch, da hörte man, dass er sehr viel Emotion darin versteckt hat. Toller Vortrag und für mich auch deshalb interessant, weil ich ja Vergleichsmöglichkeit habe und deshalb auch recht gut einschätzen kann, ob es gut war oder nicht. Es war wirklich gut!

Jessie rief nach dem „Big Spender“ und Isabel sang irgend etwas mit „Everything“.

 

Und dann kam auch schon der letzte Programmpunkt – „Der letzte Tanz“ aus Elisabeth gesungen von Ian. Das hatte ich mir natürlich schon lange gewünscht, dass er das Lied mal singen würde. Schon in Hamburg hatten wir ja darüber diskutiert, dass er die Rolle doch sicher auch gut spielen könnte. Das Gurren und Locken hätte für meinen Geschmack noch mehr sein dürfen, aber den rockigen Teil des Liedes hat er wirklich so toll rübergebracht.

Nach diesem Lied bekam Ian dann einen Applaus, der nahe an den von Kevin herankam – die Leute waren wirklich begeistert und sicher auch überrascht von diesem tollen Vortrag.

 

Gemeinsam kamen dann alle vier Künstler noch einmal auf die Bühne, um die Zugaben zu singen: „Seasons of love“ – eigentlich schon ein Klassiker am Ende eines Konzertes und dann zur Überraschung des Publikums die Rockversion des „Phantom of the Opera“. Gut vorgetragen war es, aber diese Version ist nicht meine Version J.

 

Der Schlussapplaus war wirklich laut und lang anhaltend – aber auch absolut verdient. Es war ein wirklich schönes Konzert, das wir da erleben durften. Das Niveau der Lieder höher als bei vergleichbaren Veranstaltungen und wir hoffen nun, dass es im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben wird.

 

 

Hesseldorf, 18.07.2005 – G.K.

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