Beatrix Reiterer – Christine - für mich derzeit die beste Christine in
Essen. Sie spielt sehr schön die unschuldige, naive Christine. z.B. in der
Garderobe, da fällt sie Raoul zwar spontan um den Hals, zieht sich aber
gleich wieder zurück, als sie merkt, dass sie einen Mann umarmt hat.
„Denk an mich“
singt sie sehr gut – vor allem den Schluss, den sie mit ihrer starken Stimme
bis zum letzten Ton gleich laut singen kann.
Nicht ganz so gut
fand ich die „Il Muto“-Szene bei ihr, denn der „Kuss“ mit Carlotta mit dem
zappelnden Bein sah zu gestellt
aus und der Abstand war seeehr groß J.
Die Dachszene
spielt und singt sie sehr schön. Sie harmoniert auch gut mit Nikolaj Brucker.
Durch ihre beachtliche
Größe wirkt der Tanz beim Maskenball vielleicht nicht ganz so grazil wie bei
anderen Christines, aber die Schritte stimmen und die Freude am Tanz mit
Raoul oder die Angst vor der Entdeckung der heimlichen Verlobung kann man in
ihrem Gesicht lesen – sie lebt jede Szene mit.
Als der Rote Tod ihr
den Ring entreißt, folgt sie ihm zuerst magisch angezogen, ist aber dann
entsetzt, als er ihr den Ring abnimmt. Schön gespielt!
Etwas mehr Verzweiflung
wäre bei den zweiten Briefen noch gut gewesen – man versteht sonst nicht so
ganz, warum sie am Ende alles hinschmeißen will.
„Don Juan“ – diese
Szene gefällt mir bei ihr am besten. Sie spielt mit dem Apfel, man versteht
das Symbol und man versteht, was ihre Bewegungen uns sagen sollen und
trotzdem wirkt es zu keiner Zeit obszön oder übermäßig aufreizend. Auch wenn sie später hinter dem
Phantom im Umhang steht, hat man zu keiner Zeit Angst, dass sie gleich über
ihn herfällt – hab ich schon Ängste ausgehalten in Essen, doch, doch! Besonders schön bei der Vorstellung
von Sonntag war wieder mal das Spiel mit den Händen und dass Beatrix da auch
mitgemacht hat.
Bei der Final
Lair-Szene hatte ich einen günstigen Platz und konnte die Gesichter von
Christine und Phantom aus der Nähe sehen. Es hat Spaß gemacht, den Wandel im
Gesicht von Beatrix zu beobachten, wenn sie von Angst auf Hass und dann auf
Mitgefühl umschwenkt. Man konnte alle Gefühle im Gesicht lesen, ohne dass sie
etwas sagen musste.
Als sie ihren Raoul
verteidigt, war das auch nicht übertrieben, sondern sie machte dem Phantom
klar, bis hier hin und nicht weiter – du gehst zu weit! Er winkt dann auch
fast beleidigt ab und wendet sich ab. Also nicht wütend oder aggressiv – auch
das hab ich in Essen gesehen! – sondern verständnisvoll.
Bis es zum Kuss kam,
sah man, wie sich das Gesicht von Beatrix veränderte, dann stand sie auf, zog
ihn ziemlich schnell und heftig zu sich herum und küsste ihn – dabei krallte
sie ihre langen Finger in seinen Rücken. Wie meinte die Frau neben mir so
mitfühlend? – „Sisste!“ (soll heißen: Geht doch!).
Als sie den Ring später
zurückbringt, schaut sie traurig, weil das Phantom ja verzweifelt mit seinem
Äffchen redet. Leider hat sie diese Szene nicht so schön zu Ende gespielt –
sie hat den Ring abgeliefert, geschluchzt und ist rausgerannt.
Insgesamt finde ich die
Darstellung der Christine von Beatrix sehr gut – sie spielt so, wie man sich
Christine nach dem Buch vorstellt.
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