Gudrun Kauck: Phantom der Oper, Libretto, Texte, Im Versteck
des Phantoms
Szene 19 – Das Versteck des Phantoms |
CHRISTINE: Ist dein Durst gestillt? Schreit nun deine
Gier nach Blut? Und stillst du nun an mir deine Gier nach
Fleisch? PHANTOM: Dasselbe Geschick, das mich morden gelehrt, hat mir auch die Freuden des Fleisches
verwehrt. Die Pest dieser Fratze zerstört unser Glück. Verflucht, versteckt, der eignen Mutter
Klage. Schon sie gab mir die Maske, die ich trage. Mitleid kommt zu spät, weil der Albtraum nie
vergeht. Dieser Anblick ist von nun an dein Geschick. CHRISTINE: Dein Spukgesicht macht mich nicht mehr
schreckensblass. Mich schreckt viel mehr deine Seele krank vor
Hass. PHANTOM: Warte! Liebste ich glaub es kommt ein Gast. RAOUL: Christine! CHRISTINE: Raoul! PHANTOM: Welch hoher Besuch! Ich bin wirklich hoch
erfreut. Ich hab so gehofft, Sie kämen her. Mein Wunsch hat sich erfüllt, offenbar mein
Glückstag heut. RAOUL: Lass sie! Gib ihr die Freiheit und lass sie! Sie soll nicht leiden. PHANTOM: Wie leidenschaftlich kann er doch sein. CHRISTINE: Raoul, es ist sinnlos. RAOUL: Ich lieb sie. Sagt dir das gar nichts, ich
lieb sie. Hast du kein Mitleid? PHANTOM: Die Welt hat auch kein Mitleid mit mir. RAOUL: Christine! Christine! Lass mich zu ihr! PHANTOM: Nur herein, mein Herr! Monsieur, sie sind
willkommen. Ihre Liebste werd ich schonen, ja ich lass
sie in Ruh, denn der Sünder bist du. Komm mit schnellen Pferden her, heb deine Hand bis in Augenhöhe hoch. Dich rettet gar nichts mehr, vielleicht nur
noch Christine. Bleib bei mir, leb mit mir. Deine Liebe kauft
ihn frei. Verschmäh
mich und du schickst den Liebsten in den Tod. Dies ist die Wahl - von nun an gibt es kein
zurück. CHRISTINE: Fast hätt’ ich Tränen um dein Los verlor’n, doch nun wein ich nur noch aus Zorn. RAOUL: Christine vergib mir und verzeih mir. Ich tat das alles dir zu
helfen... CHRISTINE: Adieu, gefall’ner Engel, falscher Freund. Stück für Stück zerbrach mein Kinderglaube... RAOUL: Sag, du liebst ihn und ich werde sterben. PHANTOM: Zu spät zurück zu gehen, zu jammern und zu klagen. Gib die letzte Hoffnung auf Dir bleibt kein Ausweg. Was immer du auch tust, er hat verlor’n. RAOUL: Was immer du auch sagst, ich bin verlor’n. PHANTOM: Nun triff die Wahl, bleibst du bei mir Oder schickst du ihn in sein Grab. RAOUL: Du zwingst sie nur zu einer Lüge. PHANTOM: Von nun an gibt es kein Zurück CHRISTINE: Engel der Muse was verlangst du? RAOUL: Ich fleh dich an, sag nein! PHANTOM: Durchbrich die Schranken.. RAOUL: Wirf nicht dein Leben fort, befrei dich! CHRISTINE: Komm zur Vernunft, Engel! PHANTOM: Sein Leben oder du, du hast die Wahl. RAOUL: Ich sterb und du wirst leben... PHANTOM: Von nun an gibt es kein Zurück. CHRISTINE: Engel der Muse, ich war arglos, hab dir geglaubt blindlings. PHANTOM: Meine Geduld ist am Ende. Entscheide dich! CHRISTINE: Armes Geschöpf welch ein Leben. Ewig im Dunkel zu sein. Gott, gib mir Kraft dir zu zeigen, du bist nicht allein. - Kuss - PHANTOM: Geht! CHOR: Spürt diesen Mörder auf, er darf nicht
flieh’n. PHANTOM: Nimm sie, vergesst mich und alles was war. CHOR: Lasst diese Bestie nicht straflos zieh’n. Erschlagt das Untier, das mordende Vieh! PHANTOM: Lasst mich allein, vergesst was geschah. Geht weg! Eh sie euch finden. CHOR: Rache für Piangi! Rache für Buquet! PHANTOM: Nehmt das Boot und erzählt keinem von mir... CHOR: Er hat uns lang genarrt, nun sind wir schlau. PHANTOM: ....vom Engel der Nacht und seinem Revier. Geht! Geht fort! Lasst mich allein. CHOR: Der Unhold darf uns nicht entgeh’n. Ganz nah ist das Phantom der Oper da im Unterbau. PHANTOM: Maskenball, Pappgesichter überall. Maskenball, dein Gesicht bleibt versteckt Und keiner sieht dich. - Christine bringt den Ring zurück - Christine, ich liebe dich. Ich liebe dich, Christine. Christine! - sie dreht sich um und geht - Ich liebe dich! CHRISTINE Teil mit mir von nun an jede Stunde. RAOUL: Geh von nun an keinen Schritt allein. CHRISTINE: Deine Zärtlichkeit heilt jede Wunde... PHANTOM: Christine! Nur allein mit dir wird es
vollbracht. So stirbt mein Lied und die Musik der Nacht. www.gudrun-kauck.de
- 2005 |