M o z a r t Wien, Theater an der Wien
16.10.1999 - 15.00 Uhr |
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Über das Musical
„Mozart“ hatten wir schon verschiedene Berichte gesehen und gehört. Manche
Zuschauer fanden das Stück sehr gut und andere fanden es miserabel. Wir
wollten uns mal überraschen lassen, denn bei dieser Starbesetzung konnte es
eigentlich gar nicht so mies sein. Uwe Kröger
(Fürstbischof Colloredo), Thomas Borchert (Leopold Mozart) und Lenneke
Willemsen (Baronin Waldstätten), lediglich Yngve Gasoy-Romdahl als Mozart war
nicht auf der Liste, aber die Zweitbesetzung, Rob Pelzer, war nicht nur vom
Aussehen her Romdahl sehr ähnlich, auch die Stimme und die sehr feuchte
Aussprache glichen seiner sehr. Die Verarbeitung
des Themas „Mozart“ wird hier verhältnismäßig modern vorgenommen. Das dürfte
auch der Grund sein, weshalb sich die Meinungen so teilen. Die gesangliche Leistung
und auch ein großer Teil der Lieder sind recht gut. Besonders hervorzuheben
bei den Solodarbietungen sind Mozart (Rob Pelzer) mit seinem großen Solotitel
„Wie wird man seinen Schatten los?“ und Baronin Waldstätten (Lenneke
Willemsen) mit „Gold von den Sternen“. Diese Melodien bleiben auch haften. |
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Erzählt wird die
Geschichte um das Wunderkind Mozart aus einem anderen Blickwinkel. Es wird
der Mensch gezeigt, der verzweifelt versucht, die Liebe seines Vaters zu bekommen.
Der Vater ist aber sehr streng und verlangt immer mehr, noch ein Stück und
noch ein Stück. Gefördert wird das Wunderkind von der Baronin. Dann ist Mozart
als junger Mann auf der Bühne, aber sein Schatten, das Wunderkind, ist immer
bei ihm. Er wird ihn nicht los. Gegen den Willen des Vaters geht er nach
Salzburg an den Hof von Fürstbischof Colloredo (Uwe Kröger). Auch hier wird
immer mehr von dem jungen Mozart erwartet. Er gerät in Intrigen und er
verliebt sich in Constanze, die mit einem Tournee-Bus (dem der Kellys sehr
ähnlich) mit ihrer Familie unterwegs ist. |
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Um ihn von
Constanze zu trennen, schickt ihn sein Vater nach Paris. Mozart unterstützt
aber weiter Constanze und ihre Familie und gerät in Geldnot. Colloredo übt
auf Mozart nun immer mehr seine Macht aus und schickt in nach Wien, um mit
ihm zu prahlen. Mozart wird immer aufmüpfiger und wird schließlich entlassen.
Jetzt fühlt er zum ersten Mal seine Freiheit. In Wien kommt auch
Constanze wieder zu Mozart und bittet ihn um Hilfe. Er heiratet sie, um sie
vor ihrer Familie zu beschützen. Mozart gerät in üble Gesellschaft und
verliert beim Spiel viel Geld, hat aber Ruhm und Ansehen. Sein angereister
Vater muss erkennen, dass sein Sohn ihn nicht mehr braucht. Die Familie seiner
Frau hat Mozart zum armen Mann gemacht. Wieder ist er im Dienst des Fürsten
Colloredo. Hier wird er gezwungen, die Partitur der Zauberflöte zu schreiben.
Dann verfällt das Genie immer mehr. Als er das Requiem schreibt, liegt er
krank im Bett und das kleine Wunderkind, das immer noch bei ihm ist, schreibt
die Noten. Mozart´s Genie ist ausgeblutet. Er stirbt und mit ihm sein Genius,
der kleine Mozart. Wirkliche
Mozart-Melodien werden in diesem Stück nur angedeutet. Alle Songs sind modern
und oft auch rockig angelegt. Am besten gefielen mir die beiden oben
genannten Soloballaden. Das Bühnenbild ist sehr ansprechend, wenn auch nicht
aus einem Stück und zusammenhängend. Durch die große Drehbühne werden meist
nur einzelne Teile wirkungsvoll eingesetzt. Es gab auch ein paar lustige
Szenen, die aber wahrscheinlich gar nichts als solche geplant waren. Als eine
Kutsche mit Colloredo und Graf Arco nach Wien unterwegs ist, müssen die
beiden Passagiere mangels Pferden selbst die hüpfenden, schockelnden
Bewegungen einer fahrenden Kutsche ausführen und dabei noch singen. Die Kostüme sind
zum Teil sehr aufwendig und üppig. Große Perücken, weite Reifrock-Kleider und
tolle Gehröcke, die dann im Gegensatz stehen, zu der modernen Kleidung von
Mozart. Mozart könnte in seiner Haltung und seinem Auftreten ebenso in der
Jetzt-Zeit leben - als Rockstar. |
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Uwe Kröger - bisher hatte ich diesen überall so beliebten und begehrten
Sänger noch nicht live auf einer Bühne erlebt und ich muss sagen - ich hatte
nichts versäumt. Er hat Bühnenpräsenz, das muss ich ihm zugestehen, aber die
kam vielleicht auch durch die Rolle des Fürstbischofs. Er hat auch eine
volle, kräftige Stimme - aber ohne jede Aussage, ohne Timbre, das im Bauch
kribbeln würde. Ich war schon etwas enttäuscht. Thomas Borchert - hatte ich auch noch nicht gesehen. Auf der Bühne wirkte er
in der Rolle des Vaters sehr kalt und herrisch. Er hat eine gute, kräftige
Stimme, die aber nicht viel Aussagekraft hatte - er ging irgendwie unter. Lenneke Willemsen - hatte ich (bewusst jedenfalls) bisher auch noch nicht
gesehen, aber diese Frau überzeugte durch eine wunderschöne Stimme. Sie
spielte eine kleinere Rolle, diese aber sehr eindrucksvoll. (Ja, ich weiß,
dass sie auch mal bei Gaudi war) Rob Pelzer - als Mozart sehr beeindruckend. Guter Schauspieler, sehr
guter Sänger, tolle Bühnenpräsenz. Obwohl nur Zweitbesetzung brachte er eine
ganz tolle Leistung und hat uns alle überzeugt. Aus dem wird bestimmt noch
was! Nach Ende der
Vorstellung hatten wir ja leider nur sehr wenig Zeit, um am Bühneneingang auf
Autogramme zu hoffen. Viel Glück würden wir sowieso nicht haben können, weil
zwischen zwei Vorstellungen ja kaum einer der Darsteller rauskommen würde.
Die Pause zwischen den beiden Aufführungen ist auch nur knapp 90 Minuten
lang. Die Tür zum Bühneneingang ging zwar ab und zu mal auf, aber erkannt wir
niemanden. Gerade als wir uns
auf den Weg machen wollten, lief mir plötzlich Thomas Borchert über den Weg.
Ich habe ihn auch geistesgegenwärtig nach einem Autogramm gefragt. Zuerst war
er sehr patzig: „Nein, ich habe keine Zeit!“ und lief einfach weiter.
Anscheinend hat er aber dann bemerkt, dass wir nicht die üblichen
„Quietschies“ sind, die da sonst noch standen. Er hat sich dann noch
umgedreht und zurückgerufen: „Sonst gerne, aber ich muss jetzt was
erledigen!“ Gut, das kann ich akzeptieren, obwohl ich im ersten Moment schon
ganz schön erstaunt war über diese Arroganz, die er da an den Tag legte. |
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