J O S E P H

 

- Musical von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice -

 

 

 

Essen, Colosseum - 22. August 1997

 

 

 

Handlung:

Die biblische Geschichte vom Schicksal des Joseph, der als Sklave von Kanaan nach Ägypten gelangt und dort Karriere macht – erzählt in einer Abfolge von Songs, musikalisch gemischt in modernen Stilformen wie Rock, Country, Calypso, Chanson, Vaudeville, Song-and-Dance, teilweise als Persiflage auf Personen des Showbusiness wie Gene Autry und Elvis Presley.

Joseph, der zweitjüngste von zwölf Söhnen des Jakob, Stammvater Israels, ist der Liebling seines Vaters. Von ihm erhält er einen bunten Rock (eher schon ein Mantel J), wie ihn sonst nur die Kinder von Vernehmen tragen und auch sonst bevorzugt ihn der Vater gegenüber seinen Brüdern. Diese sind Joseph deswegen feindlich gesinnt, besonders als er von Träumen erzählt, die besagen, dass sein Vater und seine Brüder sich eines Tages demütig vor ihm verneigen werden. Aus Wut und Verärgerung wollen ihn seine Brüder umbringen, entledigen sich seiner schließlich aber, indem sie ihn an vorüberziehende Händler verkaufen. Seinen bunten Rock ziehen sie ihm aus, tränken ihn mit Tierblut und erzählen dem entsetzten Vater, sein geliebter Sohn sei einem wilden Tier zum Opfer gefallen.

 

Joseph wird nach Ägypten gebracht und dort an Potiphar, des Pharaos Kämmerer und Hauptmann der Leibwache, verkauft. Die Frau von Potiphar versucht, ihn zu verführen, doch als er ihr widersteht, verleumdet sie ihn derart, dass er ins Gefängnis gesteckt wird. Hier deutet er zwei hohen Beamten des Pharao, die wegen Verfehlungen inhaftiert wurden, zwei Träume und trifft mit seinen Auslegungen die Wahrheit.

Seine Kunst der Weissagung bringt ihn vor den Pharao, dem er rätselhafte Träume dahingehend deutet, dass sieben fette und sieben magere Jahre kommen werden, und rät ihm, durch Einlagern von Korn den Zeiten der Not vorzubeugen. Der Pharao macht ihn zum obersten Beamten der Vorratshaltung.

Als eine Zeit der Dürre eintritt und die Hungersnot zur Katastrophe wird, schickt der auch davon betroffene Jakob seine Söhne aus Kanaan nach Ägypten, um dort Korn zu kaufen. Joseph erkennt seine  Brüder, doch sie sehen in ihm nur den  machtvollen Beamten des Pharaos. Er unterzieht sie harten Prüfungen, aber als er feststellt, dass sie schuldbewusst und reuig sind, hilft er ihnen und gibt  sich schließlich zu erkennen.

Beim Pharao erreicht er, dass sein Vater mit der ganzen Sippe Aufnahme in Ägypten findet und dort siedeln kann.

 

Wir hatten schon so viel über das Musical gehört, der Song „Wie vom Traum verführt“ stürmte die Hitparaden, Andreas Bieber, der Darsteller des Joseph, trat praktisch in jeder Fernsehshow auf – wir „mussten“ das Stück einfach mal sehen.

Das Colosseum in Essen ist die umgebaute ehemalige Fabrikhalle der Krupp’schen Werke in Essen. Eine merkwürdige Atmosphäre, aber interessant.

A.L.Webber hat dieses Musical mit 19 Jahren für eine Schulaufführung geschrieben – und da hat es sicher auch sehr gut hingepasst. Es wirkten sehr viele Kinder mit, die während der gesamten Aufführung rechts und links der Bühne saßen – in regenbogen-farbige T-Shirts gekleidet, passten sie farblich genau zum bunten Rock von Joseph. Die ganze Story wurde auch von einer Erzählerin vorgetragen, die den Kindern auf diese Art die Bibel erklärt.

 

Mir persönlich war das ein bisschen zu kindisch aufgemacht. Sicher, es gab sehr schöne Melodien, die richtige Ohrwürmer sind: „Wie vom Traum verführt“, „Benjamin Calypso“ oder „Der Song des King“. Das einzige Lied, das mir wirklich gut gefallen hat, war allerdings „Schließ jede Tür vor mir“. Ein sehr nachdenkliches Lied, das Joseph während seiner Zeit in Gefängnis singt.

Der Schluss des Musicals mit „Joseph-Megamix“ war dann stimmungsmäßig auch der Höhepunkt. Wie mit einem großen Hebekran wurde Joseph weit über die Zuschauer im Parkett hinweggehoben, bis fast an den oberen Rang.

 

Beeindruckt hat mich vor allen der Darsteller des Joseph – Andreas Bieber. Er spielte die Rolle nicht nur, er war einfach Joseph. Eine Idealbesetzung wie man sie nur selten findet.

Die gesamte Inszenierung war sehr schwungvoll und mit vielen liebevollen Details ausgestattet.

 

Die wahre Geschichte von Joseph  nachlesen möchte, der muss im Alten Testament nachsehen unter:

1. Buch Mose, Vers 37 - 50

 

 

G.K. – Januar 2005