Stuttgart, SI-Center, 04. Oktober
2001
Nein, weder Susanne,
noch Christine, noch ich hatten jemals eine Cats-Aufführung in Hamburg gesehen.
Und das, obwohl das Stück ja wirklich lange genug schon in Hamburg gelaufen
ist. Wir wären sicher auch jetzt in Stuttgart nicht in Cats gegangen, hätte
nicht Susanne bei einem Preisausschreiben zwei Eintrittskarten gewonnen. Diese
Karten galten nur für Cats, denn sonst hätten wir sie sicher in Vampir-Karten
umgetauscht.
Das
ehemalige Theater von „Die Schöne und das Biest“ war umgebaut worden. Es gibt
nun keine seitlichen Logen mehr. Die gesamte Bühne und die seitlichen Wände
sind in eine Cats-Müllkippe verwandelt – der Hinterhof auf dem sich alles
abspielen würde. Das ganze Theater wirkt nun sehr eng und klein und gleich beim
Einlass stellten wir fest, dass die Luft hier drinnen sehr schlecht war.
Unsere
Plätze befanden sich in der zwölften Reihe, weil die gewonnenen Karten in der
2. Kategorie sein mussten. Hier saßen wir praktisch in der zweiten Reihe hinter
dem breiten Mittelgang und hatten aber trotz der Entfernung einen guten Blick
zu Bühne. Der Teil der Bühne, der nicht mit verschiedenen Müllteilen zugebaut
war, erschien mir nicht sehr groß.
Pünktlich
ging es dann auch los. Die Zuschauer wurden ausdrücklich gebeten, die Gänge
frei zu halten, weil diese Gänge von den Katzen mit bespielt werden würden.
Diese kamen dann auch kurz darauf aus allen „Löchern“ gekrochen und bewegten
sich katzenhaft und unter Gefauche zur Bühne.
Insgesamt
versammelten sich 22 Katzen auf der Bühne, die dort den „Jellicle-Ball“
feiern wollten. Das zweite Lied handelte dann vom „Benennen der Katzen“,
die ja alle drei Namen hätten, aber nur mit zweien gerufen werden dürften. Der
dritte Name dürfe niemals verraten werden. Bei dieser Szene war es schön, wie
sich alle 22 Katzen auf der Treppe versammeln und gemeinsam jaulen (singen). Als es besonders laut wird, fliegt
ein überdimensionaler Schuh auf die Bühne und es herrscht kurz Ruhe, ehe es
dann um so lauter weiter geht.
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Viktoria (Nicole
Thomas), die weiße, junge Katze lädt dann alle ein, den „Jellicle-Ball“
mitzufeiern. Munkustrap (Adrian Becker – fiel uns besonders durch
seine angenehme, starke Stimme auf), der graugetigerte Kater (von mir nur
„Schleim-Katze“ genannt, weil er ständig um Old Deuteronomy herum“schleimt“),
erläutert dann, was bei dieser besonderen Nacht alles passieren wird. Das
weise Katzenoberhaupt, Old Deuteronomy (Brian Bowley), würde bei
diesem Treffen eine Katze bestimmen, die in den Katzenhimmel aufsteigen würde
und dann als junge Katze wiedergeboren würde. Nun wird die Frage gestellt,
auf welche Katze in diesem Jahr die Wahl fallen wird. Etwa auf Jenny
Fleckenfell (Roimata Templeton), die „Gumbie-Katz`“, die immer
ihre Tage verdöst, aber auch mal Mäuse fängt? Oder fällt die Wahl auf „Rum
Tum Tugger“ (Alexander Wengel – der hatte es mir besonders
angetan!, weil er immer alles anders machte, als alle anderen), den
charismatischen Elvis-Kater, der alle Chancen bei der Damenwelt hat? |
Oder
entscheidet sich Old Deuteronomy für „Grizabella“ (Nicole Sieger
– unerwartet gut), die ehemalige Glamour-Katze, die in der Katzengesellschaft
nur noch eine Außenseiterin ist?
Alle
Katzen stellen sich dem Publikum vor. So auch „Bustopher Mürr“ (Steven
Loss), der Gourmet-Kater, der ganz dick geworden ist von seinen ewigen
Leckereien.
Polizeisirenen
weisen darauf hin, dass Macavity (Markus Simader) wieder sein Unwesen
treibt. Das Gangster-Pärchen „Mungojerrie (Marc Leslie) und
Rumpleteazer“ (Nikki Dyer) erzählt von seinen Schandtaten.
Dann
erscheint auch endlich das weise Katzenoberhaupt „Old Deuteronomy“.
Extra für ihn haben die Katzen ein paar Kunststücke einstudiert, die sie nun
vorführen. „Die furchtbare Schlacht zwischen Möpsen und Dackeln“,
bei dem sich die Katzen mit einfachen Mitteln in Hunde verwandeln beginnt –
very British!
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Lautes Krachen und Scheinwerfer
vertreiben die Katzengesellschaft, aber Old Deuteronomy beruhigt alle und der
Ball kann beginnen. Auch Grizabella wird von der Feier angezogen, bleibt aber
Außenseiterin und singt eine Reprise von „Erinnerung“. Old Deuteronomy
zieht sich in sich zurück, um darüber nachzudenken, wer dieses Jahr in den
Katzenhimmel gehen darf.............und wir gingen in die Pause. |
Als
die Pause zu Ende ging, war Old Deuteronomy noch immer auf der Bühne und begann
auch gleich zu singen. Er sinniert über „Momente des wahren Glücks“ und
nach und nach kommen alle Katzen wieder zurück, die meisten direkt durch den
Zuschauerraum.
„Gus,
der Theaterkater“ (Steven Loss) wird aufgefordert
aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Er schildert die letzte Schlacht des
Piratenkaters Growltiger, der mit Lady Griddlebone eine Liaison hatte. Piraten,
Siamesen und Chinesen – allesamt verkleidete Katzen – tauchen ‚auf der Bühne’
auf der Bühne auf und beinahe opernhaft erklingt „Growltiger letzte
Schlacht“.
Nun
wird „Skimbleshanks, der Kater vom Nachtexpress“ aufgefordert aus seinem
Leben zu erzählen. Aus den Müllteilen, die hier herumliegen, gestalten die
Katzen eine Lokomotive und Skimbleshanks schildert Details aus seinem Leben im
Zug.
Nach
einem lauten Krachen erscheint „Macavity“ (Markus Simader) nun
wirklich und entführt mit seinen Komplizen Old Deuteronomy. Er wird von einigen
der Katzen verfolgt. Demeter (Tanja-Maria Meier) und Bambalurina (Melanie
Phillipson) erzählen in der Zwischenzeit von den Taten von Macavity, dem Al
Capone der Katzenwelt. Macavity kommt verkleidet als Old Deuteronomy auf die
Bühne zurück und will Demeter entführen. Es entsteht ein Kampf zwischen
Munkustrap, Alonzo und Macavity, bei dem Macavity geschlagen wird. Mit einem
hellen Blitz wird alles ins Dunkel getaucht. Rum Tum Tugger ruft „Mr.
Mistofelees“ (Juan Jimenez Sanchez), den Magier zur Hilfe. Mit einem
Zaubertrick holt er das Licht und auch Old Deuteronomy zurück.
Mit
dem Morgengrauen soll die Wahl der Katze erfolgen, die in den Katzenhimmel
gehen darf. Noch einmal taucht Grizabella auf und beschwört ihre „Erinnerung“.
Alle sind gegen sie, aber Old Deuteronmy wählt sie trotzdem aus. Ihre Reise in
den Katzenhimmel, „die Reise zum sphärischen Licht“ kann
beginnen.
Zum
Ende des Jellicle-Balls beschwört Old Deuteronomy das menschliche Publikum. Er
philosophiert über das „Ansprechen
von Katzen“ und meint, dass sich Menschen und Katzen ähnlicher sind, als
man meinen könnte.
So,
das war´s also – aber ganz ehrlich, für mich war´s das nicht. Ich hatte die
ganze Zeit während der Vorstellung der einzelnen Katzen-Charaktere das Gefühl,
wenn wir alle kennen, geht´s los. Falsch gedacht! Als wir alle kannten, war´s
auch schon vorbei. Für mich hat bei der ganzen Geschichte irgendwie der Inhalt
und der rote Faden gefehlt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich selbst nie
einen richtigen Zugang zum normalen Stubentiger gefunden habe?? Oder liegt es
daran, dass die Darsteller bis zur Unkenntlichkeit geschminkt sind? Keine
Ahnung, aber das war nicht mein Stück.
Gut
bis teilweise sogar sehr gut fand ich dagegen die Darsteller. Da fanden sich
einige mit sehr schönen Stimmen und es waren auch alle sehr bemüht, eine gute
Leistung zu erbringen. Die Balletteinlagen waren nicht immer ganz synchron,
aber die Bewegungen der Katzen wurden sehr schön nachempfunden. Alle Katzen
mussten sowohl singen als auch tanzen, deshalb kann man da manchmal etwas
nachsichtig sein.
Es
gibt aber so viele gute und wesentlich tiefgründigere Musicals in Deutschland
als gerade dieses. Ich kann deshalb irgendwie nicht verstehen, warum sich
ausgerechnet „Cats“ so lange halten konnte. Aber über Geschmack lässt sich nun
mal nicht streiten.............
Hesseldorf, den 08.10.2001