Die Handlung
beginnt in der Jetztzeit. Ein Junge in Bettelmönchkutte kommt auf einen Platz
und bietet dort eine Bibel zum Verkauf an. Die späteren Hauptdarsteller
kommen in Alltagskleidung vorbei und schauen sich mehr oder weniger
interessiert dieses Buch an – kaufen möchte niemand. Da kommt ein Mann (Reinhard
Brussmann), der einen Blick hinein wirft und dann daraus vorliest: „Herr,
selig sind die geistig Armen, denn ihnen gehört das Himmelreich....“ Das
weckt den Unmut einer Gruppe radikaler Jugendlicher, die den Mann
zusammenschlagen – dann kommt die Rückblende.
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Willibald, der
Biograf von Bonifatius, erzählt uns, während er noch schreibt, die Geschichte
– ja er nimmt sogar noch Änderungen an seinem Buch vor. Germanien im 8.
Jahrhundert. Bischof Bonifatius kommt nach Germanien, um den christlichen
Glauben zu verkünden.
Willibald ist eine sehr interessante Figur.
Ganz in eine schwarze Mönchkutte gehüllt erscheint er immer wieder auf der
Bühne. Artur Ortens ist eine gute Wahl für diese Rolle – leicht
verschlagen wirkend, mit einer unheimlichen, charismatischen Stimme.
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Das Bühnenbild war denkbar einfach gehalten.
Es bestand aus drei rot und weiß gestrichenen bühnenhohen Rechtecken, die
durch jeweils vier als Mönche verkleideten Bühnenhelfern gedreht und
verschoben wurden. Mit diesen Elementen wurden Räume gebaut und Gänge
erzeugt, durch die die Darsteller auftreten konnten. Einfach, aber völlig ausreichend.
Die Musik ist schwer zu erklären. Manchmal
klang es nach irischer Folklore, dann wieder modern wie im „Work“ aus Gaudi,
dann aber auch wieder sehr melodisch. Leider war kein Orchester vor Ort, aber
das wäre wahrscheinlich für eine solche Produktion zu viel verlangt.
Bonifatius ist mit seinem Gefährten
Sturmius (Arne Stephan) auf dem Weg zu Karl Martell, dem fränkischen
Hausmeier, der ihn bei seinen Missionen unterstützen soll.
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Der Königshof wird auch wieder mit
einfachsten Mitteln dargestellt – einzig die Figur des Karl Martell ragt aus
allem hervor. Auch hier wurde der Darsteller wieder exzellent ausgewählt. Frank
Lang ist sehr groß und wirkt mit seiner schwarzen Pagenkopf-Perücke sehr
majestätisch. Und eine tolle Stimme hat er noch dazu!
Reinhard Brussmann als Bonifatius mit
langen Haaren und weißem Mönchsgewand mit grobem Umhang – absolut
überzeugend. So stellt man sich Bonifatius vor!! Wunderbar und bei Bedarf
alle übertrumpfend seine kräftige Stimme mit dem rollenden „R“.
Zusammen singen Karl Martell und
Bonifatius das Lied „Ein Mann, ein Wort“, das das Bündnis zwischen Kirche und
weltlichem Herrscher beschreibt. Karl Martell gibt Bonifatius seine beiden
Söhne Pippin und Karlmann zum Geleit mit. Zusammen wollen sie durch Germanien ziehen und den Glauben
vermehren. Karl Martell hofft außerdem, dass seine Söhne in der Hand des
Kirchenmannes zu Männern reifen.
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Karlmann (Oliver Grice) und
Pippin (Christian Burkhardt) sind die lustigen Figuren in der
Geschichte. Ihnen passieren immer wieder mal kleine Missgeschicke oder sie
haben lustige Unterhaltungen.
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In einem Gasthaus an der Fulda wohnt
das Geschwisterpaar Luidger (Ignazio Caporrimo) und Alrun (Leah
delos Santos). Alrun träumt von einem anderen Leben in ihrem Lied „Wann
trägt der Wind mich fort“ - eine wunderschöne Ballade. Ganz klar, dass sich
der schüchterne Sturmius sofort
in das schöne Mädchen verliebt.
Auch hier wieder großartige Besetzung!
Leah delos Santos in dieser eigentlich sehr kleinen Rolle, aber mit ihrer
wunderschönen Stimme zieht sie das Publikum schnell auf ihre Seite.
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Als Bonifatius und seine Begleiter in
dem Gasthaus eingetroffen sind, hört man im Hintergrund dumpfe Musik.
Willibald, der Erzähler, klärt uns mit seiner unheimlichen Stimme auf, dass
das die „Heerscharen des Odin“ sind, die plündernd durchs Land ziehen und als
Fußspuren nur Gräber zurücklassen.
Aus dem Hintergrund tauchen die
umherstreifenden Germanen auf, die wirklich sehr wild aussehen. Ihr Herzog,
Radbod, ist mit seinen Getreuen auf dem Weg zur Donar-Eiche, um dort den
Göttern zu opfern – Menschenopfer!
Bonifatius ist entsetzt als er das
hört. Er will das Treiben unterbinden und bricht mit seinen Gefährten
und mit Luidger als Führer auf,
um auch zur Donar-Eiche zu gehen. Dort können sie ein unheimliches Schauspiel
beobachten.
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Diese Musik ging wirklich durch Mark
und Bein und man bekam die Melodie auch nicht mehr aus dem Kopf. Dum-di-di-dum-dum klang das und
gesungen wurde (fast wie Sprechgesang): „Heil den Asen, heil den Nornen....“
Dazu kam dann noch der dröhnende Bass des Radbod (Frank Bahrenberg),
der als Germane mit kurzem Rock, Umhang und langem roten Bart über die Bühne
tanzte.
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Absolut klasse die Szene!! Das Ensemble tanzt als Germanen verkleidet singend und tanzend
um das junge Mädchen, das geopfert werden soll. Radbod hebt schon das
Schwert, um das Mädchen zu töten, als Bonifatius dazwischengeht. Es kommt zum
Streitgespräch zwischen den Beiden über Götter, Götzen und Opfergaben.
Da greift Bonifatius zu einer Axt – die Willibald ins Spiel bringt J - und fällt die Donar-Eiche. Damit beweist er, dass in dieser
Eiche kein Götze wohnen kann. Die Germanen lassen sich überzeugen und kommen zu
Bonifatius, um sich taufen zu lassen – sein Gott scheint stärker zu sein als
Donar. Radbod lässt sich nicht bekehren.
Bonifatius zieht weiter durch das Land
und tauft immer mehr Heiden. Eines Tages trifft er seine Cousine Lioba (Manuela
Floryan), die ihn bei seiner Arbeit unterstützen will.
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Die Szene nun ist so gut gemacht, dass
wirklich alle lachen müssen. Willibald schreibt
an seinem Buch und sieht nebenbei zu, wie sich seine Geschichte entwickelt.
Als Lioba auftaucht, merkt man Bonifatius an, dass er sich mehr freut, als
bei einer Cousine üblich. Er will auch gerade nach einem Strauß Blumen
greifen, den Sturmius für die von ihm verehrte Alrun mitgebracht hat, als
Willibald in die Geschichte eingreift. Er hält die Figuren mit einer
Handbewegung an – alles steht für einen Moment still. Willibald streicht die
Szene mit den Blumen mit lautem Federstrich aus dem Buch!! Er nimmt
Bonifatius dann noch die Blumen aus der Hand und vergrößert den Abstand
zwischen Lioba und Bonifatius. Dann dürfen sie ihr Lied singen: „Es ist schön
dich mal wieder zu sehen“. Zufrieden über das nun keusche Zusammentreffen
steht Willibald grinsend im Hintergrund.
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Als Bonifatius wieder einmal Heiden
taufen will, taucht eine Frau (Kerstin Frank) mit einem Säugling auf dem
Arm auf und beschuldigt den Bischof von Mainz, dass er sich am Volk
bereichere und es unterdrücke. Ihren Mann habe er auf dem Gewissen, weil die
Forderungen einfach zu hoch waren. Bonifatius ist entsetzt und kann es gar
nicht glauben. Sofort bricht er nach Mainz auf, um sich selbst zu überzeugen.
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In der nächsten Szene können wir
Bischof Gewilip (Stefan Poslovski) sehen, der in seinem großen Bett
fast nackt mit Freunden und Freundinnen feiert und sich einen Dreck um die
anderen schert. In seinem Lied singt er davon, dass er keine Hungersnot kennt
und es sich immer gut ergehen lässt. Gott ist ihm egal – sogar schlimmer noch
J.
Stefan Poslovski, der Alfred aus dem
„Tanz der Vampire“, in einer ganz anderen Rolle und mit einem ganz anderen
Aussehen – für uns sehr gewöhnungsbedürftig. Aber er hat diese Rolle so
überzeugend und mit so viel Spaß an der Rolle gespielt, dass man sie ihm ohne
weiteres abgenommen hat. Rasierte Glatze, Ohrring und lackierte Fingernägel –
ein obszöner Bischof J. Stimmlich
sehr gut!
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Bonifatius, Sturmius, Karlmann und
Pippin kommen bei dem dekadenten Treiben dazu und sind entsetzt. Bonifatius
droht Gewilip diesem Treiben ein Ende zu setzen, aber Gewilip verhöhnt ihn
nur.
Bonifatius wird von Selbstzweifeln
geplagt. Er betet zu Gott mit seinem Lied „Gib mir Kraft, Herr, deinen Namen
in alle Welt zu tragen...“ Er gibt seinem Gehilfen Sturmius den Auftrag, zwei
Briefe nach Rom zum Papst zu bringen. Er will den Mainzer Bischof Gewilip
absetzen lassen und bittet darum, in Fulda ein Kloster gründen zu dürfen.
Sturmius, Karlmann und Pippin brechen nach Rom auf – Bonifatius singt sein
Gebet weiter.
Das Lied ist so ein Ohrwurm, dass ich
ihn einfach nicht vergessen kann. Die Stimme von Reinhard Brussmann bringt
das Lied aber auch so eindrucksvoll, dass man es immer und immer wieder hören
möchte.
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- Pause
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