42ND STREET Stuttgart, 12. Juni 2004 - 15.00 Uhr - |
|
|
Die Besetzung an diesem Nachmittag: Julian Marsh Kevin
Tarte Dorothy
Brock Kaatje
Dierks Peggy Sawyer Karin
Seyfried Billy Lawlor Benjamin
Rufin Maggie Jones Sabine
Maria Reiß |
Das Stück spielt in den 30er Jahren in
Amerika. Entsprechend sind auch die Kostüme. Die Männer mit Pomade in den
Haaren und weiten Hosen und die Damen mit „einbetonierten“ Locken, wadenlangen
Röcken und Pumps. Für unsere heutigen Augen ein merkwürdiger Anblick – der so
gar nicht dem derzeitigen Schönheitsideal entspricht.
Der Inhalt:
Der Broadway-Regisseur Julian Marsh
arbeitet an seinem neuen Stück „Pretty Lady“. Hektik hinter den Kulissen,
Stress an allen Ecken. Die alternde Hauptdarstellerin Dorothy Brock wird vom
Sponsor Abner Dillon umschwärmt. Die Ballettmädchen sind schon alle ausgesucht,
als die Land-Pommeranze Peggy ankommt. Sie tanzt sehr gut und hat auch sofort
guten Kontakt zu der Truppe, aber die Cast steht fest – sie wird nicht
gebraucht. Allerdings prallt sie bei ihrem überstürzten Abgang mit Julian
zusammen – aber der scheint keine Notiz zu nehmen. Großen Eindruck hat Peggy
aber auf Billy gemacht, den männlichen Star des Musicals.
Nachdem die Truppe zusammengestellt
ist, soll mit den Proben begonnen werden. Julian möchte aber immer ein Mädchen
als Ersatz in der Truppe haben, deshalb wird nun doch noch Peggy
engagiert.
Diese Szenen sind immer mit viel Situationskomik dargestellt. So erklärt zum Beispiel Maggie (irgendwie die Mutter der Kompanie und besonders komisch), dass das Orchester nur aus Männern besteht und deshalb auch im Graben gehalten wird. Daraufhin wütende Proteste aus dem Orchestergraben. Und immer wieder wird halt gesteppt – mal in kleinen Gruppen mal in großen.
Dorothy kommt als Star auf die Bühne
und hat zuerst große Schwierigkeiten mit Julian. Als er sie dann trotz großer
Streitereien akzeptiert, geraten sich der Liebhaber von Dorothy, Pat Denning,
und der stinkreiche Dreiradproduzent Abner Dillon in die Quere. Peggy war auf
der Bühne gestürzt und wurde zum Ausruhen in die Garderobe von Dorothy
geschickt. Dort trifft sie auf Pat Denning, der dort auf Dorothy wartet. Sie
finden sich sympathisch.
Währenddessen verbietet der Sponsor
Dillon jegliche Liebesszenen zwischen Dorothy und Billy. Das wird lustig
dargestellt, weil die sich jedes Mal die Hand geben, wenn sie sich eigentlich
hätten küssen sollen. Es kommt zum Streit und nacheinander drängen Dorothy,
Abner und Julian in die enge Garderobe. Dorothy glaubt nun, dass Pat etwas mit
Peggy habe und Abner soll nicht denken dass Dorothy etwas mit Pat habe –
„unglaublich komisch“ *schnarch*. Jedenfalls klärt Julian die Lage, indem er
Pat und Peggy einfach verlobt. Später verbietet er ihm aber, sich noch jemals
in der Nähe der Truppe aufzuhalten – alte Maffia-Kontakte unterstützen diese
Aufforderung.
Dorothy ist traurig, dass Pat nicht
mehr da ist und stößt auch Abner zurück, der daraufhin sein Geld aus der
Produktion ziehen will. Nur mit vereinten Kräften und besonders der Hilfe von
Maggie, kann er umgestimmt werden.
Das Ensemble reist nach Philadelphia
und soll dort einige Vor-Premieren abhalten. In der Hektik einer Aufführung,
die nicht so ganz klappen will, verursacht Peggy den Sturz von Dorothy, die
sich unglücklich den Knöchel bricht und nun für lange ausfällt.
Das ist das Ende des 1. Aktes und der
war, wie ich finde, gut dargestellt. Dorothy stürzt, in der Hektik wird der
Vorhang heruntergelassen und Julian tritt vor den Vorhang und verkündet, dass
die Vorstellung an dieser Stelle leider abgebrochen muss. Die Zuschauer bekämen
an der Abendkasse ihr Geld zurück. J
- Pause -
Die Produktion wird abgebrochen, Peggy
entlassen. Das Ensemble ist aber der Überzeugung, dass die Show mit Peggy in
der Hauptrolle weitergehen könnte – sie hätte das nötige Talent. Peggy ist aber
schon abgereist. Julian entschließ sich, sie selbst zurückzuholen weil er sie
ja auch rausgeworfen hatte. Er findet sie am Bahnhof, aber sie weigert sich,
mitzukommen. Als nach und nach das ganze Ensemble im Bahnhof eintanzt, wird sie
weich und lässt sich überzeugen. Julian kündigt ihr aber an, dass ihr ganz
harte Proben bevorstünden. Er selbst würde die übernehmen!
Unermüdlich drillt er sie für die Rolle.
Die Tanzszenen klappen dann auch einigermaßen, aber nun muss sie noch den
Sprechpart und die Songs lernen. Peggy ist völlig erschöpft und spricht die
Rolle wie abgespult. Julian macht es ihr daraufhin vor. Sie spielt es dann auch
tatsächlich so nach, wie er es vorspielt. Aber das war natürlich auch wieder
nicht das, was er sehen wollte. Er greift zu seinem letzten Mittel und küsst
sie. Daraufhin wird der Ausdruck besser, noch ein Kuss – noch besser usw.
In der Garderobe kommt kurz vor der
Vorstellung Dorothy vorbei und, entgegen allen Erwartungen, wünscht sie Peggy
Glück. Sie würde es sicher ganz weit bringen. Peggy spielt die Premiere
grandios und wird zum gefeierten Star. Aber hinterher reagiert sie anders, als
alle erwartet hatten. Sie feiert nicht mit Sponsor, Produzent & Co. im
Ritz, sondern sie geht zu der Party des Ensembles. Und der immer so hart
erscheinende Julian lässt sich von dieser Geste so mitreißen, dass er Peggy
küsst (diesmal aber „richtig“) wie er meint - und dann auch zu der Party des Ensembles geht.
Das Stück endet dann mit dieser riesigen Showtreppe, die man schon überall gesehen hat. Alle tanzen und steppen mit goldglänzenden Kostümen. Okay, es wäre nicht Stuttgart, wenn da nicht ein paar Stolperer auf der Treppe passieren würden J, aber ansonsten ist diese Szene schon sehr beeindruckend.
- Ende -
Was mir allerdings die ganze Zeit durch
den Kopf ging war, warum die dauernd andere Kostüme anziehen mussten?? Sicher,
diese vielen glänzenden, glitzernden Kostüme habe große Wirkung, aber 32
Tanzmädchen und 10 Jungs in immer neue Kostüme zu stecken, finde ich einfach
übertrieben.
So richtig kam dann auch die Stimmung
nicht rüber. Die sexy Showgirls verfehlten irgendwie die Wirkung bei diesem
Publikum J. Sorry, aber wenn die Landfrauen ihren
Jahresausflug machen, dann ist da kein Flirtpartner für die zierlichen
Steppmädchen dabei!
Viele der Kostüme waren auch einfach
übertrieben sexy geschnitten. Den Schlitz bis zum Schritt und noch farblich zum
Kleid passende Strümpfe mit Spitzenabschluss oben – na ja, wer’s braucht. Für
mich kam das irgendwie aus einer anderen Zeit.
Aber ich will nicht generell schlecht
machen. Es wurde teilweise wirklich eine gute Show geboten. In einer Szene
wurde ein riesiger Spiegel von der Decke gelassen, der dann über der Bühne
schwebte. Die Mädchen lagen auf einer Drehscheibe im Kreis und durch die
Ansicht im Spiegel wirkte es dann wie ein riesiges Kaleidoskop. Sehr
interessant gemacht. Nur warum die Mädchen gerade in dieser Szene diese
schlecht geschnittenen, hautfarbenen Bodys getragen haben, bleibt mir ein
Rätsel.
Auch die Szene aus dem ersten Akt, in
der alle Ballettmädchen in zwar gleich geschnittenen, aber andersfarbigen
Kleider mit riesigem Hut auftraten, machte viel her. Jeweils 3 Mädchen in einer
Farbe – gelb, orange, rot, pink, lila, hellblau, dunkelblau, hellgrün,
dunkelgrün.
Kevin
Tarte war mit
dieser Rolle hoffnungslos unterfordert. Er hatte einen arroganten Theatermenschen
zu spielen, der ziemlich skrupellos und hart mit Menschen umspringt. Und wenn
man dann Kevin kennt – der privat meist sehr leise und eher zart spricht – dann
kann der sich in dieser Rolle einfach nicht wohlfühlen. Er hat das Beste daraus
gemacht! Ohne Zweifel, aber wie macht man aus Nichts etwas? Ein Lied („Die
Melodie des Broadway) durfte er singen – einmal am Anfang des zweiten Aktes und
einmal in der Mitte – das war’s. Es tat gut, seine Stimme wieder einmal zu
hören – und er war wirklich gut bei Stimme. Aber er hat mir trotzdem die ganze
Zeit eher leid getan.
Nachdem wir den ersten Schock verdaut
hatten – Karin Seyfried sieht wirklich aus wie ein Abbild der Gieskanne
Barbara K.! – durften wir feststellen, dass sie wesentlich besser singen konnte
und außerdem noch sehr gut steppte. Die Frau hat wirklich was drauf und wirkte
auf der Bühne auch sehr sympathisch. Schade, dass sie diese Ähnlichkeit hat!
Der Rest vom Ensemble war gut, aber
nicht überwältigend. Es wirkte alles wie eine Komödie, die auch bei Millowitsch
oder beim Ohnsorg-Theater hätte spielen können – sehr einfach gestrickt. Aber
Anerkennung für die Kondition, die da an den Tag gelegt wurde!!!
Als wir dann rausgingen habe ich immer
nur gedacht: „Und für so ein Stück stirbt das Phantom oder werden Vampire
vertrieben!!! Ich versteh’s nicht!!!“
Fazit: Nicht so schlimm wie erwartet, weil die
Musik recht gut geklungen hat und auch die Darsteller gut gesungen haben.
Leider gab es nur einen Ohrwurm, der aber durch die deutsche Übersetzung auch
noch verhunzt war. Alles in allem viel zu teuer (Eintritt) und zu aufwendig (Kostüme) für so ein
Stück ohne jeglichen Inhalt.